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Donnerstag, 22. August 2013

Häresie am goldenen Kalb!

Was dem KFZler der Ferrari, dem Gourmet das Kobe-Rind und dem Pferdefan der Lipizzaner, ist dem Outdoor und Campinganhänger das Messer. Für die einen ein Stück kalter, flacher Stahl, für den anderen ein Phallus-Symbol mit Schleifkerbe und Griffschalen!

Zu keinem anderen unbelebtem Objekt hat der (frei-) waldlaufende Naturfreund eine derart innige und leidenschaftliche, ja fast ins fanatisch-obsessive gehende, Beziehung. Vor dem Messer muss alles andere anstehen! Alles, aber wirklich alles, kann man notfalls negieren und / oder aus dem Baumarkt oder Discounter substituieren! Alles...  Nur nicht das Messer nicht. Das geht ja gar nicht! Wo käme man(n) denn da hin? Das Tarp aus dem Baumarkt, der Rucksack vom Lebensmitteldiscounter und das Kochgeschirr aus Pressblech, alles vertretbar, alles valide, solange das Messer Vollblutstahl mit reinrassigen Stammbaum, der mindestens auf General Custers ersten Säbel zurück geht, ist! Der Griff aus edelstem Wurzelholz, auch wenns bei Muttis Küche nur für Linoleum-Laminat-Imitat reicht, die Scheide aus feinstem Elfenleder, müssen halt die alten Knobelbecher als Treter herhalten, denn die waren schließlich 19-hundert-Schiessmichtot, bei der Besteigung des kalten Buffets auch schon knorke! Der Schleifstein mit Diamanten(staub), da lässt sich der Aspirant auf den Jim-Bridger-Gedächtnis-Preis nicht lumpen, der Ferrari wird schließlich auch nicht mit schnödem Klopapier poliert! 

Ähnlich des Bürgers meist gekauften Phallus-Symbols, des KFZ Boliden, welcher selten eine Rennstrecke sondern vielmehr die Parkplätze schnöder Republik-Vororte sowie die Bundesstrasse 47/11 zum Diskoschwoof zu Gesichte bekommt, findet sich des Steppentänzers größtes Pläsier im Alltag mit eher trivialen Herausforderungen konfrontiert. So wird das Prunkstück an den 19,95 "Assault Pack" geschnallt und tapfer durch bundes-deutsche Wälder und die Bushcraftszene getragen werden,  wo es Aldi-Formfleisch Steaks auf Papptellern zerteilen und Erbswurst Pakete öffnen muss, dass es eine Freude ist. Und wenn deren Inhalt dann in das 5 EUR Alu Pressblechgeschirr wandert um auf der, rüde mit dem Brieföffner ("Mit MEINEM Messer stanzen? Ich fahr doch auch keine Gülle mit dem Ferrari aus!?"), modifizierten Hundefutterdose erwärmt wird, schließt sich letztendlich der Kreis.

Wie gut dass man(n) ein Qualitätsmesser hat!

1 Kommentar:

  1. Ein wahres Wort, eine wahre Analyse! Leider lässt man sich meist immer wieder von dererlei Gehabe erneut anstecken! Da nehme ich mich selber nicht davon aus! Meist nervt mich das selber, aber ist wohl ein "Lernthema" ;-)

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